Pfarrer Björn Schukat verlässt Vorra

Jugendtrainer, Flüchtlingshelfer und Pfarrer: Björn Schukat verlässt Vorra

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Das Pfarrerehepaar Julia und Björn Schukat verlässt Vorra und wechselt Anfang September nach Hersbruck.

VORRA - Das Pfarrerehepaar Julia und Björn Schukat wird zum 1. September nach Hersbruck umziehen genau zehn Jahre nach dem Einzug in das damals frisch renovierte Pfarrhaus in Vorra.

Damals kamen die beiden als gebürtige Oberbayern von ihrer ersten Pfarrstelle im Landkreis Dachau in die Hersbrucker Schweiz. Diesen „mutigen Sprung" hätten sie niemals bereut, betonen sie. „Ganz im Gegen-teil!" Trotz ihrer anfänglichen Besorgnis seien sie dienstlich und familiär mit Freude, Liebe, ja auch rascher Anerkennung aufgenommen worden.

Die größte Herausforderung sei es gewesen, aus drei Kirchengemeinden, nämlich Artelshofen/Enzendorf, Vorra/Großmeinfeld und Alfalter/Düsselbach eine „Pfarrei" unter der Führung des Vorraer Pfarrers zu schaffen. „Ein schmaler Grat", wie Pfarrer Schukat im Rückblick sagt, aber es sei gelungen, trotz des neuen Zusammengehörigkeitsgefühls die Identität der einzelnen Kirchen zu wahren. Vorteilhaft sei dabei gewesen, dass politische und Kirchengemeinde (mit kleinen Abweichungen) nahezu identisch sind. Ein besonderer Dank gelte auch den einzelnen Kirchenvorständen für ihre uneingeschränkte Unterstützung und ihr tolles Entgegenkommen.

Coach an der Seitenlinie

Neben der pastoralen Tätigkeit habe vor allem das „Evangelische Haus für Kinder -Pfiffikus" viel Einsatz, Arbeit und Zeit abverlangt, mit den Erweiterungen in den letzten Jahren wie Hortgruppenanbau, Naturkindergarten und als jüngstes Angebot, der Familienstützpunkt. Dankbar sei er deshalb, dass ihm ein eigens vom Dekanat eingerichteter Geschäftsführer viel Bürokratie, Gespräche mit Behörden, aber auch manche Personal- und. Finanzentscheidungen abgenommen habe.

Nach besonderen Herausforderungen gefragt, fällt dem 48-jährigen Pfarrer spontan die Brandnacht vom 11./12. Dezember 2014 ein, als in unmittelbarer Nachbarschaft zum Pfarrhaus drei für eine Asylunterkunft fertiggestellte, aber noch nicht bezogene Gebäude brannten. Bis heute leitet und engagiert er sich im „super aufgestellten" Ehren-amtskreis Flüchtlingshilfe, wo es ihm und den vielen Helfern gelungen ist, den Makel der Fremdenfeindlichkeit vom Ort wegzunehmen und eine gut funktionierte Integration zu betreiben, bei der viele Asylsuchende Wohnung, Arbeit und Schule in Vorra und der Region gefunden haben.Dazu würde auch seine über sechsjährige Tätigkeit als Jugendtrainer beimSV Vorra zählen, wo manches Team vollzählig nur mit Unterstützung von Flüchtlingskindern auf dem Platz auflaufen konnte und kann.

Auszeit am Hochsitz

Ein Ortspfarrer müsse 24 Stunden erreichbar sein, trage eine große Eigenverantwortung und sollte deshalb auch die Möglichkeit haben, sich eine „Freizeit" zu gönnen. Dies schaffe er als passionierter Jäger Dank der Einladung der örtlichen Jägerschaft. Dabei gehe es ihm weniger um die eigentliche Jagd, sondern vielmehr um die Ruhe des Waldes, hier könne er den Alltag runterfahren und neue Kraft schöpfen. „So manche gute Predigt ist dabei auf dem Hochsitz entstanden." Und ein weitere „Auszeit" habe er beim aktven Spiel mit den Alten Herren des SV Alfalter gefunden.Mit einem Beispiel wolle er an die Verbundenheit und die guten Kontakte zur Bevölkerung erinnern, erzählt der Pfarrer weiter. Das war einmal 2019, als fünf Gemeindemitglieder einem unverschuldeten Unfall schwer verletzt worden sind.

In einem bewegenden Gottesdienst für die Unfallopfer und ihre Angehörigen trafen sich über zweihundert Personen spontan in der Marienkirche. Während Pfarrer Schukat ab 2016 eine ganze Pfarrstelle innehatte, bekam Ehefrau Julia nach ihrer Elternauszeit eine halbe Stelle für den Unterricht in verschiedenen Grund-schulen. Aber auch sie fühlte sich von Anfang an ins Dorfleben voll integriert, hielt Gottesdienste, beteiligt sich in ihrer Freizeit im Frauenkreis und in der Erwachsenenbildung im Dekanat. Beide betonen nochmals die enge Verbundenheit der Kirche mit dem öffentlichen Leben, sei es bei einer Fahrzeugweihe oder anderen festlichen Ereignissen, die stets mit einem Gottesdienst oder Segens-handlungen beginnen würden.

Sanfter Wechsel für die Kinder

Es war eine „wahnsinnig segensreiche Zeit", sagen beide in der Rückschau. Aber nach zehn Jahren gebe es für einen Pfarrer eine „magische Zeit", einen Zeitpunkt, an dem ein Wechsel im beruflichen Leben nicht ungewöhnlich sei. In diese Überlegungen hinein fiel die Vakanz an der Stadtkirche in Hersbruck. Neben einer beruflichen Veränderung biete diese Stelle die Möglichkeit, den Orts- und Stellenwechsel auch für ihre vier Kinder verhältnismäßig „sanft" zu gestalten. So können die Älteren an ihrer Schule bleiben und der ganzen Familie ist vieles von der Hersbrucker Infrastruktur schon jetzt vertraut. So ist Pfarrer Schukat bereits seit drei Jahren Vertrauens-pfarrer in Dekanat.

„Wir waren von Anfang an in Vorга vor große Herausforderungen gestellt, sind aber unendlich dankbar für die vielen positiven Erfahrungen, die wir im dienstlichen und privaten Bereich machen durften". betonen beide zum Abschied. „Wir gehen schmerzenden Herzens, aber voller Dankbarkeit nach Hersbruck." Und der gebürtige Oberbayer fügt an:
„Und ich freue mich auf neue Herausforderungen, die ich gerne annehmen werde.'
 
 

INFO

Die Verabschiedung der Pfarrersfamilie Schukat findet mit einem Gottesdienst am Samstag, 22. Juli, um 15 Uhr in der Marienkirche zu Vorra statt. Anschließend gibt es einen Empfang im Schlosshof des Schullandheimes.

 

Von Siegfried Fuchs, als Zeitungsartikel in der HHZ am
15.7.2023,